von
Carsten Jahn
Die CyberVision ist eine Grafikkarte vom Hersteller Phase5. Sie findet in einem Zorro-2- oder Zorro-3-Slot Platz. Phase5 gibt einen 68020-Prozessor als Minimum an, ebenfalls sollte einiges FastRAM (ich habe nach dem Kauf der Karte von 12 auf 16MB aufgerüstet) und OS 3.0 vorhanden sein.
Einbau der Karte:Der Einbau der Platine gestaltete sich auch nicht schwieriger als der Einbau meines Oktagon-Controllers. Beide gingen sehr schwer in den Slot zu schieben. Wer solch eine Karte zum ersten Mal einsetzt, muß vorher den Mut aufbauen, kräftig zuzudrücken. In meinem Fall war die Hemmschwelle erst nach einer halben Stunde auf die benötigte Kraft heruntergerutscht. Für diesen psychischen Prozeß kann man sich ruhig Zeit lassen.
Ein technischer Tip: nachdem ich mich die halbe Stunde lang abgemüht habe, ließ ich die Karte im Slot stecken (soweit ich gekommen bin), um eine Pause zu machen. Nach einer Stunde "rastete" die Karte beim ersten Versuch ein.
Ich habe den Monitor am Amigaausgang gelassen (die Cybervision hat in der Grundausstattung keinen Scandoubler und schleift auch nicht das Amigasignal durch) und den Rechner eingeschaltet. Es hat nun länger gedauert, bis der erste Festplattenzugriff erfolgte, wahrscheinlich, weil es eine Karte mehr zu erkennen gibt. Man sollte nicht gleich erschrecken, und glauben, etwas wäre fehlerhaft.
Softwareinstallation:Die ging eigentlich problemlos. Ein Skript war der Meinung, ich hätte CyberGraphX (das mitgelieferte Treibersystem) bereits installiert und versuchte sich an einem Backup von CyberGraphX mit anschließendem Löschen der alten Version. Das Skript brach jedoch wegen eines Fehlers ab. Davon ungestört lief das eigentliche Installationsskript, das das Uninstall-Skript gestartet hatte, problemlos weiter.
Weil ich damals einigen Blödsinn in meiner Startup-Sequence gemacht hatte, wurde der Monitortreiber (devs/monitors) von CyberGraphX nicht beim Booten gestartet. Das Original der Startup-Sequence startet jeden Treiber in devs/monitors.
Es hat mich einen Tag gekostet, aber dann hatte ich meinen eigenen Fehler entdeckt. In der Zwischenzeit habe ich die neue Version von CyberGraphX von der Supportpage (www.vgr.com) geladen, so daß ich zum mitgelieferten CyberGraphX nicht viel sagen kann. Ich gehe aber davon aus, daß meine neue Beta sich nicht stark von der Version auf der Diskette unterscheidet, jedenfalls stimmten der Screenshot u.ä.
Nach einem Reset konnte ich jetzt den CyberVision-Bildschirmmodus im Screenmode-Voreinsteller einstellen und auf "Speichern" klicken. Der Bildschirm wird schwarz, er ist ja am Amiga angeschlossen.
Rechner und Monitor ausschalten, auf den Grafikkartenausgang umstöpseln, einschalten, läuft.
Diese Prozedur hätte man im Handbuch erwähnen können. Phase5 verläßt sich wohl darauf, daß es jedem Anwender einleuchtet, wie er den Monitor zur Installation anschließen muß, um etwas zu sehen.
Leistung:Die Grafik wird ganz schön flott. :-) Insbesondere XiPaint im 24bit-Modus hat mir gefallen, aber bei allen anderen Anwendungen waren auch Geschwindigkeitsvorteile mehr als spürbar, z.B. beim Scrollen im Editor oder in FinalCopy. Ein Benchmark-Test findet sich unten.
Der Chip der Karte hat 3D-Funktionen. Man kann sie über die mitgelieferten Demoprogramme begutachten. Allerdings kenne ich keine Anwendung, die davon Gebrauch macht. CyberGL tut es anscheinend nicht (jedenfalls konnte ich keine überproportionale Steigerung bemerken).
Ein Scandoublermodul und ein MPEG-Modul lassen sich anschließen.
Softwareseitig habe ich nur CybergraphX verwendet, alles funktionierte wie auf dem Original-Chipset. Spiele habe ich seit dem Einbau der Karte nicht gestartet, ebensowenig Demos. Ich bin mir aber sicher, daß jedes Spiel ohne "Bildschirmmodus"-Einstellmöglichkeit keine Ausgabe auf der Karte bringt, allenfalls die wenigen systemkonformen Spiele lassen sich über Programme wie "NewMode" auf CyberGraphX-Bildschirme umlenken. Eine eigene Umlenksoftware ("Promoter") gibt es nicht.
Bei der Grafik-Emulation kann ich nur eine kleine Lücke entdecken: die Bobs des Soccer-Bildschirmschoners von Madhouse verschmieren teilweise, auf Picasso96 werden sie korrekt dargestellt. Ähnliches habe ich aber in keiner Anwendung erlebt.
Der angeschlossene Monitor kann bis 86kHz voll ausgereitzt werden, das Programm CGXMode erlaubt die Definition von eigenen Monitorfiles und Bildschirmmodi im Rahmen der Möglichkeiten von Grafikkarte und Monitor.
Fazit:Die Karte überzeugt mich durch ordentliche Geschwindigkeit, näheres siehe unten. CyberGraphX bekommt eine transparente Emulation hin, mit anderen Worten: man bemerkt es gar nicht.
Wer auch gerne spielt, wird an der Karte wenig Freude haben, weil man für PAL-Ausgabe umstöpseln muß. (Oder es steht ein zweiter Monitor auf dem Schreibtisch herum.) Bevor man sich das ScanDoubler-Modul holt, sollte man mit der PicassoIV vergleichen. Der Preis der CyberVision erscheint gerechtfertigt.
Benchmarks (mit Intuispeed erstellt):
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